"Wie wenig man doch tatsächlich braucht, um glücklich zu sein""
Feltre ist eine kleine italienische Stadt an den südlichen Ausläufern der Dolomiten gelegen an dem Torrente Sonna, einem Nebenfluss des Piave. Von Feltre aus erreicht man bequem per Zug die berühmte Hauptstadt von Venetien: Venedig.
Während Feltre selbst keinen schönen und spektakulären Anblick bietet, ist die Umgebung der Stadt von einer traumhaft idyllischen, bergigen und üppig bewachsenen Landschaft geprägt, an der man sich auf zahlreichen Wanderwegen erfreuen kann.

Einerseits umfasst das umschließende Landschaftsbild Berge aus dem Hochgebirge mit über 2000 m Höhe und dementsprechend mehreren übereinanderliegenden Vegetations-Höhenstufen, die von üppigen Nadel- und Laubwäldern über Bergtundren reichen und in steil-felsigen Bergspitzen enden. Andererseits gibt es unzählige Erhebungen des Mittelgebirges, die im Vergleich zu ihren schroffen Nachbarn meist rundlich und deutlich weitgespannter verlaufen und ausschließlich von dichtem Wald überzogen sind.
Die Altstadt Venedigs hingegen – bekannt für das aus 127 Inseln bestehende historische Zentrum der Stadt – lädt dank unzähliger enger Gassen zu einer kulturell reizenden und einer durchaus von Orientierungslosigkeit gekennzeichneten Entdeckungstour ein.
Feltre und Umgebung
Feltre liegt mit einer Höhe von 325 m in einem Durchbruchstal. Aufgrund der Tallage der Stadt waren die Temperaturen in Feltre selbst Ende September noch recht sommerlich, jedoch sorgte die umliegende Landschaft für ein stetig wechselndes Wetter. Man konnte Stunden damit verbringen, die fortwährenden Wolkenveränderungen am Himmel zu beobachten und wir waren erstaunt darüber, wie sich das Wetter in nur wenigen Minuten völlig verändern konnte. Damit war es nicht möglich, das Wetter für den aktuellen Tag mit Sicherheit vorauszusehen und auch der Wetterbericht konnte keine zuverlässige Aussage darüber liefern.
Die abwechslungsreiche Umgebung von Feltre umfasst unzählige Wanderrouten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade. Man sollte jedoch ein Auto einplanen, um bequem an die Startpunkte der Strecken zu gelangen. Es gibt zwar Busse in Feltre, die teilweise auch die Startpunkte der Wanderrouten anfahren, jedoch nutzen wir diese Gelegenheit nicht. Eine Wanderung zum Gipfel des Monte Tomatico auf 1550 m Höhe können wir sehr empfehlen. Sie kann entweder als mittelschwere Route mit 16 km und 1000 Höhenmetern oder als schwere Route mit knapp 10 km und 1000 Höhenmetern, dafür aber deutlich schwierigerem Terrain, gestaltet werden. Von Porcen aus führt eine Straße auf den Monte Tomatico und zum Startpunkt der Wanderroute. Auf dem Gipfel angekommen, erhält man einen weitreichenden Panoramablick auf die umliegende Landschaft. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass es auf dem Gipfel bis zu 10 °C kälter und deutlich windiger ist als am Startpunkt.
Wer nur die umliegende Landschaft der Umgebung genießen aber keine besonders anstrengende Tour hinter sich legen möchte, dem empfehlen wir einen Spaziergang außerhalb der Stadt am Torrento Sonne, dem Nebenfluss des Piave. Hier gibt es mehrere Wege, die entlang des Flussbetts durch vielfältige, atemberaubende Gebiete verlaufen. Auf diesen Wegen liefen wir sogar einer Schlange über den Weg, konnten aber auch viele Insekten, Eidechsen, Fasane und Hasen sichten.
Wir können eine Reise in diese Umgebung wärmstens empfehlen. Für uns ermöglichte die idyllische Umgebung einen sehr erholsamen und eindrucksvollen Urlaub. Wir empfanden das stetig wechselnde Wetter der Umgebung nicht als lästig, ganz im Gegenteil, die beeindruckenden Wolkenbilder und der andauernde Wechsel haben die Besonderheit dieses Ortes nochmal deutlich hervorgehoben. Wer eine, günstige, einfache, abseits sowie inmitten der Natur gelegene und rustikale Unterkunft mit einer Kochmöglichkeit bevorzugt, dem können wir eine Empfehlung (siehe Link unten) geben.
Startpunkt der Wanderung zum Gipfel des Monte-Tomatico: https://tinyurl.com/twktpwae
Unterkunft: https://tinyurl.com/3yp3xe6p bzw. das Restaurant des Gastgebers: https://tinyurl.com/5t3tjx9s
Venedig
Mit einer gesamten Dauer von ca. 2,5 Stunden und einem kurzen Zwischenstopp in Treviso erreichten wir Venedig von Feltre aus bequem mit dem Zug für 8,50 € pro Person und Fahrt. Angekommen, fällt einem sofort der im Vergleich zur Größe der Stadt unglaubliche Umfang des Bahnhofes auf. Der Bahnhof wird quasi von jeder größeren Stadt in Italien angefahren. Man sollte also keine Probleme damit haben, von irgendwo mit dem Zug nach Venedig zu reisen. Wir können eine Anfahrt mit dem Zug auch nur empfehlen, da man mit dem Auto sowieso auf dem Festland parken und das letzte Stück mit dem Zug fahren muss. Am Bahnhof fühlt man sich dann erst einmal von den massenhaften Touristen aus aller Welt erschlagen, jedoch muss man nicht weit in die Altstadt eindringen, um menschenleere Gassen und Plätze vorzufinden.
Durch die Altstadt von Venedig führen zahlreiche enge Gassen und Kanäle, die die einzelnen Insel voneinander trennen und über zahlreiche Brücken in unterschiedlicher Größe miteinander verbunden sind. Man kann hervorragend von Neugier getrieben eine Entdeckungstour starten und einfach ziellos durch die Gassen und über die Brücken schlendern. Es ist ein bisschen wie in einem großen Labyrinth, alles sieht irgendwie gleich aus und man verliert wirklich sehr schnell die Orientierung und weiß nicht in welcher Himmelsrichtung oder in welchem Stadtteil man sich dann noch befindet. Hin und wieder erreicht man einen großen öffentlichen Platz, der von der Stadt leider kaum genutzt wird und auch keine ansprechenden Sitzmöglichkeiten bietet. Braucht man doch mal eine Pause, kann man sich in eines der vielen Cafés setzen und sich mit einem echt guten Kaffee, einem frisch gepressten Saft, einem Eis oder einem Gebäck stärken. Leider ist alles sehr teuer.
Man erkennt zwar schnell, dass Venedig mal eine wunderschöne Stadt gewesen ist, nur leider ist davon nicht allzu viel übrig geblieben. Die Gebäude sind teils überhaupt nicht gepflegt, viele sind am Zerfallen, schmutzig, heruntergekommen oder völlig verschmiert. Hin und wieder erreicht man aber trotzdem eine Brücke, die einen wirklich schönen Anblick auf einen Kanal mit gut erhaltenen Gebäuden ermöglicht. Im großen und ganzen ist die Stadt aber eher charmant und nicht mehr wirklich schön. Auf uns hatte es aber eine sehr angenehme Atmosphäre, dass keine Autos und nur Boote in der Stadt unterwegs sind. Der Transport innerhalb der Gassen erfolgte über Schubkarren, was der Stadt einen weiteren besonderen Charme verleiht.
Gegen Mittag, wenn die Sonne ein wenig Zeit hatte, die steinige Stadt aufzuwärmen, staut sich die Hitze in den engen Gassen und es kam auch noch Ende September zu einer kaum erträglichen, drückenden Nachmittagshitze.
Wir würden einen kurzen Venedig-Besuch nur dann empfehlen, wenn man sowieso in der Gegend ist. Die Stadt ist aber auf jeden Fall interessant und die ziellose Erkundungstour hat uns wirklich viel Spaß gemacht. Wir empfehlen aber – vor allem im Sommer – einen Besuch am Vormittag, weil die aufgeheizten steinigen Gassen am Nachmittag wirklich unerträglich sein können. Was wir nicht empfehlen können, ist ein mehrtägiger Aufenthalt. Außerdem ist es sehr schade, dass die Stadt keine Sitz- oder Aufenthaltsmöglichkeiten bietet und die vielen öffentlichen Plätze ungenutzt sind. Außerdem muss man sich darüber bewusst sein, dass die Stadt vom Tourismus geprägt und mit Souvenirläden überhäuft ist. Wir waren aber trotzdem erstaunt darüber, in wie vielen Gegenden vom überlaufenen Tourismus keine Spur zu sehen ist.